Zu groß, zu teuer, zu aufwendig: Für die Hersteller des Microlino ist es kein Wunder, dass sich Elektroautos in den Städten noch so schwertun. Daher haben die Schweizer ein radikal reduziertes Konzept entwickelt – und dafür ein altes Rezept neu aufgewärmt. Denn was ich zuerst, vor Jahren auf dem Genfer Autosalon entdeckte, erinnert nicht von ungefähr an die legendäre Isetta, mit der BMW die individuelle Mobilität in den 1950er-Jahren schon einmal erschwinglich gemacht hat. Und ja, ich habe mir gleich einen bestellt.
Mittlerweile ist das Projekt schon einige Jahre alt, und zwischendurch hat Familie Ouboter nicht nur mehrfach die Partner gewechselt, gute wie schlechte Erfahrungen gesammelt und in Folge das Fahrzeug noch einmal komplett umgekrempelt, optisch in die Gegenwart geholt und zugleich bei der Crashstruktur nochmals verbessert. Zu diesem Zweck erhielt der Microlino ein neues Chassis, und die ehemalige Plastikkarosse wurde gegen ein Blechkleid getauscht. Das fertige Auto wurde 2021 auf der IAA in München präsentiert, im März 2022 wurde mit der Serienfertigung begonnen. Und in Deutschland soll es im Herbst zu seinen Besitzern rollen …
Neue Formen urbaner Mobilität erfordern sowohl neue Konzepte als auch neue Varianten von Fortbewegungsmitteln. Inspiriert von Kabinenrollern aus den 1950er-Jahren, kombiniert der Microlino die Vorzüge eines Motorrads mit denen eines Autos. Mit einer Standard-Reichweite von 125 Kilometern und einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h ist er speziell für tägliche Fahrten wie das Pendeln zur Arbeit oder das Einkaufen konzipiert. Der Microlino lässt sich an einer normalen Haushaltssteckdose in nur vier Stunden aufladen. Mit einem besonderen Clou wartet der Kofferraum auf: Dort ist ein Micro-Tretroller für die letzte Meile vom Parkplatz bis zum Ziel integriert.
Urbane Mobilität braucht keine großen Reichweiten, sondern wendige und kompakte Fahrzeuge. Das Retrodesign greift bekannt und emotional positiv belegte Formen auf, wirkt angemessen verspielt und freundlich, was die Akzeptanz steigern kann. Gratis dazu: Ein Lächeln der anderen Verkehrsteilnehmer … und vielleicht gibt es den Microlino dann auch mal bei SIXT zu mieten?!