Regine Sixt Interview

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Joachim Fischer
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SIXT, Archiv
Aufmacher Regine Sixt Interview
Die Unternehmerin Regine Sixt im Gespräch mit Joachim Fischer über Mobilität, Engagement – und die Reise um die Welt. Das Interview wurde für COLLECTION, das Magazin der Althoff Hotel Collection im Jahre 2017 geführt.

Regine Sixt gilt als eine der bekanntesten Frauen Deutschlands. In der Vorbereitung unseres Gespräches habe ich einmal nach Ihrer Person „gegoogelt“ und allein 77.600 Ergebnisse gefunden. Zur Marke und Unternehmen Sixt gibt es beachtliche 3.470.000 Treffer. Liebe Frau Sixt, um für Menschen interessant und als Unternehmen erfolgreich zu sein, gilt es, eine starke Marke zu repräsentieren. Wollen Sie uns verraten, welche Merkmale Sie persönlich kennzeichnen? Und welche die Marke Sixt?

Ich denke die folgenden Merkmale treffen sowohl auf mich als Person als auch auf die Marke Sixt zu, die mein Mann Erich Sixt und ich ja ganz entscheidend geprägt haben: Sixt – die Marke und die Familie – ist zukunftsorientiert, leistungsbereit, radikal am Kunden orientiert, unternehmerisch im besten Sinne. Mittlerweile steht mit unseren Söhnen Alexander und Konstantin Sixt, die beide in Führungspositionen erfolgreich sind, bereits die 4. Generation auf dem Gaspedal des Unternehmens. Obwohl unsere börsennotierte Firma über 100 Jahre jung ist und wir in 105 Ländern weltweit präsent sind, geht es uns so gut wie noch nie.

Geht es nicht vor allem darum, unnachahmlich, unkopierbar zu sein – eben einzigartig? Wie schafft man das? Was ist das Erfolgsrezept von Sixt?

Wir sind immer uns selbst treu geblieben. Der Gestaltungswille liegt uns einfach im Blut, das ist unsere Sixt-DNA. Als Unternehmer gilt es ja immer wieder, Mut und Entscheidungsfreude zu beweisen. Wir denken permanent über Innovationen nach und beweisen, dass wir in unserer Branche permanent die ersten sind, wenn es um Neuerungen geht. Wir waren die ersten im Internet und auf dem Smartphone, wir hassen Stillstand und lieben Wachstum und Fortschritt!

Ihr Mann bezeichnet die Sixt AG als sein „Lebenswerk“. Welchen konkreten Anteil haben Sie daran?

Als CEO trägt er natürlich die Gesamtverantwortung. Zu recht – und gerade haben wir seinen 70sten Geburtstag gefeiert – gilt er als einer der ganz großen Unternehmer dieses Landes. Oder wie viele können Sie mir aufzählen, die über Jahrzehnte hinweg ein erfolgreiches, global tätiges Milliarden-Unternehmen aufgebaut haben, das von Jahr zu Jahr erfolgreicher wird? Als Verantwortliche für das Internationale Marketing leiste ich von Anfang an meinen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Dass unsere Marke so klar profiliert ist, wird wohl auch meinem Engagement zuzurechnen sein.

Limousinen zu verleihen hat bei Sixt eine über hundertjährige Tradition. Schon von Anbeginn waren Sie als erste Autovermietung in Deutschland auf Tagesreisen und Sonderfahrten spezialisiert. Damalige Kunden waren der englische Adel sowie dollarstarke Amerikaner. Nicht nur, dass sich ein Fahrzeug auszuleihen inzwischen demokratisiert hat: Zum Thema Mobilität gibt es völlig neue Ansätze. Es scheint, dass Carsharing oder der Trend, ein Auto nur auf Zeit – im Abo zu nutzen, zu echten Themen werden, vielleicht sogar zum modernen Statusgedanken zählen. Wie wird das Angebot angenommen?

Es wird besonders von der jungen Generation extrem gut angenommen – hier in Deutschland genauso wie in den USA. Den jungen Menschen geht es heute nicht mehr so stark um’s Besitzen als vielmehr um’s Benützen. Mobilität ist für sie kein Status-Symbol mehr sondern simpel eine Notwendigkeit. Auf diese Bedürfnisse sind unser Car-Sharing und das flexible Mieten der entsprechenden Modelle die ideale Antwort: Das kann der Sportwagen über’s Wochenende für eine Spritztour mit der Freundin sein und in der Woche darauf der Transporter für den Umzug.

Seit 2010 stellt Sixt in ganz Deutschland Elektroautos zur Anmietung zur Verfügung und hat deshalb 2012 den Nachhaltigkeitspreis ÖkoGlobe 2012 gewonnen. Neben all den Auszeichnungen, die Sie immer wieder mit Ihren Kampagnen gewinnen, stellt sich da die Frage: Gehen Sie mit der Zeit? Oder sind Sie gar, angesichts Ihres Expansionstempos, Ihrer Innovationen, Ihres Engagements, der Zeit immer einen Schritt voraus?

Es geht sicherlich nicht nur darum, Trends zu erkennen, sondern auch darum, Trends zu setzen. Mit dem Thema Elektromobilität sind wir ganz weit vorne – erstmals haben wir beim Klimagipfel 2009 in Kopenhagen Elektroautos angeboten. Heute haben wir den BMW i3 und Tesla im Programm. Das erlaubt unseren Kunden, sich selbst ein Bild zum Thema zu machen, bevor man sich dann eines Tages einen eigenen Elektroflitzer kauft. Ich denke, zum Erfolg des Unternehmers gehört es ganz einfach, ein Gespür für Trends zu haben und entsprechende mutige Entscheidungen zu treffen. Wir liegen da praktisch immer richtig.

Sie gelten als Kennerin der Branche: Was sind für Sie die größten Trends in der Mobilität? Haben Sie Trendscouts im Unternehmen, die forschen, wovon der Mietwagenkunde gerade träumt?

Wir sind in einem permanenten Dialog mit unseren Kunden und kooperieren mit Trendscouts, die uns auf spannende Innovationen hinweisen. Ein starker Trend ist sicherlich die Verschmelzung der digitalen Welt mit den mobilen Angeboten. Bis etwa selbstfahrende Autos zum Alltagsbild gehören, wird es wohl nicht mehr allzu lange dauern. Es geht um eine möglichst smarte, reibungsfreie Reiseerfahrung, bei der Fliegen, Bahn, Hotel, Automobil nahtlos und stressfrei ineinander übergehen.

Es ist auffällig, dass bei Sixt die Marke BMW außergewöhnlich stark vertreten ist. Das reicht vom visionären BMW i3 bis zum Chauffeurservice in der Luxuslimousine. Wie eng ist die Kooperation mit BMW?

Beide Unternehmen haben ihre Wurzeln in Bayern und sind international erfolgreich. Wir haben weltweit die größte BMW-Flotte. Aber auch die größte Mercedes-Flotte. Insgesamt sind global gesehen rund 225.000 Fahrzeuge von Sixt unterwegs. Gerade wenn es um Innovationen wie BMW i geht, sind wir ideale Partner, die sich perfekt ergänzen.

Sie kümmern sich bei Sixt um Partnerschaften mit großen Fluglinien und bedeutenden Hotels wie der Althoff Hotel Collection. Beide Premiummarken, Sixt und Althoff, bieten ihren Firmen- und Privatkunden attraktive Angebote verknüpft mit hochwertigen Serviceleistungen. Was verbindet Sie mit der Althoff Hotel Collection?

Einfach nur das Beste! Solche Kooperationspartner kann man sich doch nur wünschen. Wenn es nur mehr davon gäbe! Für mich – die perfekte Symbiose zwischen Tradition und Innovation. Zwischen Herkunft und Zukunft.

Sixt steht für „Fahrzeuge auf Zeit“, die Hotellerie für „Wohnen auf Zeit“. Was zeichnet für Sie ein gutes Hotel aus?

Ich bin ja selbst permanent unterwegs und weiß daher perfekten Service zu schätzen. Es geht nicht nur um Wohnen auf Zeit, sonder um eine Oase der Ruhe, bei der ich zwischen herausfordernden Business-Terminen auftanken kann. Die guten Hotels, die ich regelmäßig besuche, haben auch diesen Charme von „Nach-Hause-kommen“, wenn einem jeder Wunsch sprichwörtlich von den Augen abgelesen wird.

Haben Sie einen Favoriten unter den verschiedenen Hotels der Althoff Hotel Collection? Und wenn ja, was schätzen Sie daran?

Schloss Bensberg schätze ich ganz besonders. Sie wissen ja vermutlich, was mein Name „Regine“ bedeutet – deshalb können Sie sicher verstehen, dass für mich der Charme europäischer Schlösser einfach nicht zu toppen ist.

Zusammen mit Althoff unterstützen Sie auch die Schloss Bensberg Classics, wo man Sie im Kreis Ihrer Familie antrifft. Viele Teilnehmer dort sind mit einem Fahrzeug ihrer Jugendträume am Start. Was war Ihr erstes eigenes Auto?

Sie werden lachen: Ich hatte nie ein eigenes Auto, wenn Sie die besten Marken der Welt zur Verfügung haben. Aber zugegeben: ich liebe es sehr, bei der Mille Miglia, deren langjähriger Partner wir sind, klassische Automobile selbst zu steuern.

Mobil zu sein bedeutet auch, viel zu reisen. Sie haben einmal erwähnt, ihre ideale Reise führt Sie in 14 Tagen um die Welt?

Klar – wenn es Jules Verne in 80 Tagen konnte, dann geht es heute in 14 Tagen. Das kommt immer wieder mal vor, wenn ich neue Länder und Stationen für Sixt am anderen Ende der Welt eröffne oder Projekte unserer Regine Sixt Kinderhilfe Stiftung selbst besuche, um tatkräftig mit anzupacken.

Was ist dabei mit der ständig geforderten Umstellung auf neue Eindrücke und Menschen. Empfinden Sie das als anstrengend?

Nein, überhaupt nicht, das erlebe ich immer als inspirierend und horizonterweiternd. Eine globale Marke kann man nur dann erfolgreich steuern, wenn man selbst begreift, wie unterschiedliche verschiedene Kulturen und Regionen dieses Planeten ticken. Diese – im wahrsten Sinn des Wortes – verschiedenen Welt-Anschauungen sind doch perfekt um zu begreifen, wie Sie die unterschiedlichsten Menschen erreichen können.

Im Jahre 2000 haben Sie die Regine Sixt Kinderhilfe e.V. unter dem Motto „Tränchen trocknen“ gegründet. Gab es dazu einen besonderen Anlass?

Ja, ich denke, es ist ganz einfach die Aufgabe jedes Menschen, Teil der Lösung zu sein. Ein konkretes schwerkrankes Mädchen in der zum Friedensnobelpreis vorgeschlagenen Hadassah-Klinik in Jerusalem gab konkret den Ausschlag. Wenn ich weltweit unterwegs bin, verschließe ich meine Augen nicht vor dem Leid der Kleinsten und Schwächsten unserer Gesellschaft. „Tränchen zu trocknen“ ist doch das Gebot der Stunde. In über 40 Projekten leisten meine Mitarbeiter in ihrer Freizeit und viele meiner Freunde einen wertvollen Beitrag, das Leid der Kinder dieser Welt zu mindern. Wie heißt es so schön: Wer – wenn nicht wir? Wann – wenn nicht jetzt! Es gibt noch so viel zu tun. Packen wir’s doch gemeinsam an. Denn den leidenden Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ist das Schönste, was es für mich gibt.

Nicht nur für die Sixt Kinderhilfe e.V. sind Sie besonders wichtig. Sie repräsentieren ja auch den Außenauftritt des Unternehmens und der Marke Sixt. Sehen Sie sich als Markenbotschafterin?

Absolut. Ich bin stolz darauf, eine Anwältin für die notleidenden Kinder der Welt sein zu dürfen – und eine Botschafterin für die Marke Sixt. Was könnte es Schöneres geben?

Noch eine Frage zum Abschluss: Hand aufs Herz – wenn Sie mit Ihrem Mann im Auto sitzen. Fahren dann Sie oder er?

Jeder zu seiner Zeit. Mal er, mal ich. Aber glauben Sie mir: wir haben beide Benzin im Blut – genauso wie unsere beiden Söhne. Nur seinen Jet steuert mein Mann Erich ausschließlich selbst. Ich vertraue ihm da blind – es gibt keinen besseren Piloten für mich!

Quelle: COLLECTION – Das Thomas H. Althoff Magazin #1

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